Designklassiker Schweizer Bahnhofsuhr: Der Trick mit dem Sekundenzeiger

Schweizer Bahnhofsuhr

Sicherlich ist es Ihnen beim Blick auf eine Bahnhofsuhr auch schonmal aufgefallen: Der Sekundenzeiger bleibt zur vollen Minute jedes Mal kurz stehen, bevor der Minutenzeiger ruckartig eine Minute weiterschnappt und sich der Sekundenzeiger anschließend wieder für eine Minute in eine konstante Bewegung ohne Pause setzt. Das ist nicht nur bei Schweizer Bahnhofsuhren so, sondern ist auch in Deutschland und vielen anderen Ländern zu beobachten. Aber warum ist das so?

Der Sekundenzeiger mit Pause

Wie auch in anderen Ländern verlassen die Züge in der Schweiz den Bahnhof stets zur vollen Minute. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass alle Uhren eines Bahnhofs die selbe Uhrzeit anzeigen. Das wäre schwierig, wenn die Uhrzeit jeder Uhr einzeln eingestellt werden müsste. Der Schweizer Ingenieur Hans Hilfiker (1901 – 1993) fand für dieses Problem im Jahr 1944 eine Lösung. Funkuhren gab es zu dieser noch nicht. Die dafür notwendige Technik gibt es erst seit den 70er Jahren.

Hans Hilfikers Lösung sah so aus: Die Geschwindigkeit des Sekundenzeigers wird erhöht, sodass er für einen Umlauf nur noch 58,5 Sekunden benötigt und somit 1,5 Sekunden Zeit hat um bei der Zwölf stehen zu bleiben. Von einer zentralen Steuereinheit kommt dann zu jeder vollen Minute ein Impuls, der den Minutenzeiger weiterschnappen lässt, bevor sich der rote Sekundenzeiger wieder in Bewegung setzt. Der minütliche Impuls wird von einer sogenannten Mutteruhr gesendet. Die einzelnen Bahnhofsuhren haben also kein eigenes Uhrwerk und sind ohne Mutteruhr nicht funktionsfähig. Diese Technik macht es möglich, dass alle Bahnhofsuhren im Land exakt die selbe Uhrzeit anzeigen. Das müssen auch Eisenbahnfans beachten, die eine originale alte Bahnfsuhr bei Ebay oder auf dem Flohmarkt kaufen wollen.
Heute kommt das zentrale Zeitsignal schweizweit per Telefonkabel von der Hauptuhr im Stellwerk Zürich.

Die Schweizer Bahnhofsuhr: ein rechtlich geschützter Designklassiker

Hans Hilfiker war nicht nur Ingenieur. Er hat auch einen echten Designklassiker entwickelt! Das Design der Schweizer Bahnhofsuhr wurde seit seiner Einführung im Jahr 1944 nie verändert. Die Uhr hat dabei nicht nur Eisenbahnfans begeistert, sondern hat auch Einzug ins London Design Museum und das weltberühmte Museum of Modern Art in New York gefunden.

Auch die Softwareentwickler von Apple fanden offenbar Gefallen am Design der Uhr, das sie 2012 ohne Rücksprache in das Betriebssystem iOS für iPhones und iPads integrierte. Laut Medienberichten kostete Apple die unerlaubte Verwendung des Designs 20 Millionen Schweizer Franken. Das Design ist aber längst wieder aus dem Betriebssystem verschwunden.

Wer die Uhr nicht virtuell sondern ganz plastisch haben möchte, der kann den Klassiker seit 1986 für zu Hause oder fürs Handgelenk kaufen. Die Schweizer Uhrenfirma Mondaine vertreibt in exklusiver Lizenz die Schweizer Bahnhofsuhr als Armbanduhr und Wanduhr in verschiedenen Ausführungen. Die einzelnen Ausführungen unterscheiden sich nicht nur in der Größe, sondern auch in der Farbgebung. Wer es besonders authentisch mag, der sollte auf den Namenszusatz „Stop2Go“ achten. Dieser besagt, dass die Uhr den markanten Sekundenstopp nachahmt, natürlich auch ohne Mutteruhr. Die Schweizer Bahnhofsuhr mit Sekundenstopp kostet als Wanduhr 279 Euro in der UVP, ist bei Amazon* aber etwas günstiger zu bekommen. Für unter 200 Euro gibt es den Klassiker in der einfachsten Ausführung (ohne Sekundenstopp und ohne Datum) als Armbanduhr. Auch hier liegt der Preis bei Amazon* unterhalb der UVP.

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